Diese Frage kommt derzeit immer wieder in den Vorträgen und Beratungen auf. Und vielleicht kannst du es dir bereits denken… Es gibt nicht DIE eine richtige Antwort darauf, die für alle passt.

Darum möchte ich in diesem Beitrag unsere Erfahrungen mit der Schulsuche und -auswahl teilen, in der Hoffnung, dass es euch darin bestärkt, auf euer Bauchgefühl zu vertrauen und den Weg zu wählen, der sich für euch richtig anfühlt.

Unser Sohn ist 8 und geht derzeit in die 2. Klasse. Entgegen der Empfehlung der Kita, haben wir uns dazu entschlossen, ihn noch ein Jahr länger „spielen“ zu lassen und haben ihn zurückstufen lassen. Kognitiv hatten wir keine Sorgen aber wir haben gemerkt, dass er noch sehr verspielt war und einen enormen Bewegungsdrang hatte. Zudem hatten wir damals schon ein schlechtes Gefühl bei dem Gedanken, ihn in eine Regelschule zu geben und die Alternativen (siehe weiter unten), die sich uns angeboten hatten, waren leider erst dabei sich zu gründen.

Die Schulauswahl

Wir haben es von Anfang an so gehalten, dass wir uns alle Schulen (auch die Regelschulen) ganz unvoreingenommen angeschaut haben. Wir haben auch unseren Sohn mitgenommen, welcher uns ziemlich schnell zu verstehen gab, in welcher Schule und Umgebung er sich wohlfühlt und in welcher nicht. In einer Schule hat er sich tatsächlich schon nach wenigen Minuten in die Ecke gesetzt und meinte: „Mama, ich will hier wieder raus.“

Wir haben uns alle möglichen Optionen angeschaut und sind somit auch in Kontakt mit der freien demokratischen Schule – Immerkind Heidesee getreten. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir noch nichts über diese Art von Schule gehört. Durch sie sind wir auf die 3-teilige Dokumentation „Schools of Trust“ über die freien Demokratischen Schulen aufmerksam geworden und was ich dort gesehen habe, hat mich teilweise zu Tränen gerührt.

Macht euch am besten selbst ein Bild und spürt mal rein, wie es sich für euch anfühlt, was dort gezeigt und gesagt wird:

Wir haben die Gelegenheit genutzt und sind zu den angebotenen Familien-Spaziergängen gegangen, um die Initiatoren der Immerkind Heidesee Schule sowie die Eltern näher kennenzulernen, dessen Kinder vielleicht diese Schule besuchen werden. Wir bekamen recht schnell ein gutes Gefühl und freuten uns riesig über das enorme Engagement, welche die Gründungsmitglieder an den Tag legten, um ihren eigenen, aber auch anderen Kindern eine bessere Schulzeit und somit einen leichteren Start ins Arbeits- und Erwachsenenleben zu ermöglichen.

Als klar wurde, dass die Eröffnung wahrscheinlich um ein weiteres Jahr verschoben werden muss, erhielt ich von einer Freundin „zufällig“ den Hinweis, dass eine Waldorfschule in der Umgebung eröffnet werden soll. Da wir bisher auch noch nicht mit dem Konzept der Waldorfschulen vertraut waren, haben wir uns auch hier erstmal informiert und Kontakt gesucht. Auf den Infoabenden wurde sehr schnell klar, dass wäre etwas, wo sich unser Sohn wohlfühlen würde. So ziemlich alle Eltern hatten Sorge, dass ihr Kind in einer Regelschule untergehen würde, und sehnten sich nach einer liebevollen und stabilen Gemeinschaft, in der sich ihr Kind frei entwickeln und entfalten darf.

Die Schule bekam erst 2 Wochen vor Schulbeginn die Erlaubnis, dass sie eröffnen darf. Ich kann euch sagen, das Warten und Bangen war alles andere als einfach für uns aber wir haben unsere Entscheidung nicht bereut. Auch wenn jetzt noch einiges ungewiss und nicht alles optimal ist (derzeit noch kein eigener Hort, weiter Anfahrtsweg), sind wir froh, diesen Weg gewählt zu haben.

Mein Gefühl und Eindruck ist, dass viele Regelschulen am Limit sind, besonders nach den letzten beiden „Corona-Jahren“. In einer Projektwoche einer Grundschule durfte ich gemeinsam mit anderen wundervollen Menschen Workshops mit den Klassen 1 – 6 durchführen. Diese Erfahrung hat mich zutiefst schockiert. Das Verhalten der Kinder sowie der Umgangston waren teilweise sehr verstörend. Und das Allerschlimmste war: viele Kinder haben die Lust am Lernen verloren… Mir taten die Kinder und Lehrer gleichermaßen leid. Unter welchen Umständen sie arbeiten bzw. lernen müssen, war für mein Gemüt teilweise kaum zu ertragen. Ich weiß, dass das selbstverständlich nicht für alle Schulen gilt. Ich kenne z.B. auch einige Eltern dessen hochsensible Kinder, in eine Regelschule gehen und derzeit recht zufrieden damit sind.

Mein Fazit:

Informiert euch, macht euch mit den verschiedenen Möglichkeiten vertraut und schaut sie euch an. Sprecht am besten auch mit Eltern, dessen Kinder diese Schulen besuchen und dann lasst euer Bauchgefühl entscheiden. Ihr kennt euer Kind am besten. Solltet ihr mit der „gängigen“ Option Bauchschmerzen haben, dann traut euch einen anderen Weg zu gehen. Ich weiß, dass das nicht immer unbedingt so leicht ist aber in jedem Fall lohnenswert.

Mein Gefühl ist, dass sich immer mehr Eltern (vor allem Eltern hochsensibler Kinder) für Alternativen interessieren und bereit sind auch neue Wege zu gehen oder sogar selbst neue Schulen in die Welt zu bringen. Viele alternative Schulkonzepte scheinen gerade förmlich wie die Pilze aus dem Boden zu schießen. Wahrscheinlich, weil die Zeit bzw. die Menschen einfach reif dafür sind. In der Schweiz eröffnet sogar gerade die erste Freilern-Schule (www.schule-kinderleicht.ch). Mal schauen, wie lange es dauert, bis dieses Konzept auch in Deutschland Fuß fassen wird.

Ich freue mich riesig über die wachsende Vielfalt in der Schullandschaft und das auch geschaut wird, was thematisch wirklich wichtig ist für unsere Kinder und ihre Zukunft. Ich weiß ja nicht, wie es euch so ergangen ist aber das meiste von dem worauf es in meinem Leben bisher wirklich ankam, habe ich nicht in der Schule gelernt. Ich hoffe und wünsche mir, dass sich das für unsere Kinder ändert.

Bei den ganzen Problemen, welche unsere Kinder zu bewältigen und zu lösen haben, wenn sie groß sind, braucht es ein liebevolles und kraftvolles Miteinander, statt Konkurrenzdenken und -gehabe. Es braucht starke und gefestigte Persönlichkeiten, welche ihre Stärken und Schwächen ganz genau kennen und nicht in eingefahrenen Bahnen denken, sondern in der Lage sind, neue Lösungsansätze zu finden und sie in der Welt zu etablieren.

Ich wünsche euch von Herzen viel Mut & Kraft! Wenn ihr mögt, teilt gern eure Erfahrungen. Ich freue mich über euer Feedback.

Solltet ihr Fragen haben oder Unterstützung benötigen, kontaktiert mich oder vereinbart eine Beratung, wo wir im Detail auf eure Fragen eingehen können.

Alles Liebe,

Marina

Bildnachweis: Headerbild von Michal Jarmoluk auf Pixabay.de